Arbeitsrecht 9/2025

  1. Verstoß gegen gebotene Verhaltensweisen im Krankenstand – Entlassung

Ein Busfahrer hatte Bandscheibenprobleme und verblieb trotz Wiederherstellung seiner Arbeitsfähigkeit im Krankenstand. Der Arbeitgeber entließ ihn und der Mitarbeiter klagte. Der Oberste Gerichtshof kam zu dem Ergebnis, dass die Entlassung gerechtfertigt war.

Aus dem Arbeitsvertrag besteht für den Arbeitnehmer die Verpflichtung, sich im Fall einer Krankheit und einer dadurch ausgelösten Arbeitsunfähigkeit so zu verhalten, dass die Arbeitsfähigkeit möglichst bald wiederhergestellt wird. Die Gebote allgemein üblicher Verhaltensweisen im Krankenstand dürfen nicht betont und offenkundig verletzt werden. Schon die Eignung des Verhaltens, den Krankheitsverlauf negativ zu beeinflussen oder den Heilungsprozess zu verzögern, kann den Entlassungsgrund der Vertrauensunwürdigkeit verwirklichen.

Ist der Dienstnehmer wieder objektiv arbeitsfähig und fühlt sich subjektiv dazu auch in der Lage, ist der Krankenstand zu beenden. Allenfalls ist der Arbeitnehmer, der sich subjektiv besser fühlt, verpflichtet, sich untersuchen zu lassen, ob die Voraussetzungen des Krankenstandes noch vorliegen. Wesentlich bleibt aber, dass das objektiv sorgfaltswidrige Verhalten dem Arbeitnehmer auch subjektiv vorwerfbar ist.

Wenn der Kläger der Meinung wa , noch krank zu sein, musste er sich im Klaren sein, dass sein Verhalten – schwere körperliche Arbeit, Hantieren mit schweren Geräten – jedenfalls die Gebote allgemein üblicher Verhaltensweisen im Krankenstand verletzt. Ging er davon aus, wieder genesen zu sein, hätte er wieder arbeiten gehen müssen. Da er die ärztliche Anordnung hatte, das Medikament, das geeignet ist, seine Fahrtauglichkeit einzuschränken, nur so lange zu nehmen, wie er Schmerzen hat, hatte er auch keine Veranlassung, es darüber hinaus einzunehmen. Zumindest hätte er bei seiner Ärztin Rücksprache zu halten gehabt (OGH 29. 4. 2025, 9 ObA 87/24w).

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Arbeitsrecht 8/2025

Auslegung eines Sozialplanes Im vorliegenden Fall hat der damals 46-jährige Kläger am 13. 4. 2023 bereits die Zusage eines neuen Arbeitsverhältnisses erhalten und sein seit 2007 bestandenes Angestelltenverhältnis zur Arbeitgeberin am 18. … [Continue reading]

Arbeitsrecht 7/2025

1. Einvernehmliche Rücknahme einer Kündigung Eine Arbeitgeberin hatte eine Arbeitnehmerin gekündigt und die Mitarbeiterin brachte eine Anfechtungsklage gegen diese Kündigung bei Gericht ein. Daraufhin erklärte die Arbeitgeberin die … [Continue reading]

Arbeitsrecht 6/2025

Kündigung von freien Dienstverträgen Seit 2017 gelten für Arbeiter:innen dieselben Kündigungsfristen wie für Angestellte. Dies ist in § 1159 ABGB geregelt. Strittig war nun, ob diese Kündigungsbestimmungen auch für freie Dienstverhältnisse … [Continue reading]

Arbeitsrecht 5/2025

Kündigungsfristen für freie Dienstverhältnisse Der Oberste Gerichtshof hat sich erstmals damit auseinandergesetzt, ob die im ABGB (§ 1159) im Jahr 2017 anlässlich der Angleichung der Kündigungfristen für Angestellte und  Arbeiter festgelegten … [Continue reading]